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Blepharospasmus

Fachbegriff: Blepharospasmus

Betroffene Muskeln: Lidschlussmuskulatur

Merkmale: Blepharospasmus bedeutet „Krampf (Spasmus) des Augenlids (blepharon)“. Die Dystonie bewirkt unwillkürliche Lidkrämpfe, die zu Sehbehinderungen führen.

Form der Dystonie: Fokale Dystonie

Symptome des Blepharospasmus

Die Bezeichnung Blepharospasmus stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt: Lidkrampf. Es handelt sich um eine Dystonie der Lidschlussmuskulatur, die zu einem nicht kontrollierbaren Schließen der Augen über kürzere oder längere Zeiträume führt. In ihrem Anfangsstadium ist die Erkrankung kaum von einem gewöhnlichen Augenzwinkern zu unterscheiden. Mit der Zeit nimmt das Zwinkern jedoch krampfhafte Formen an, sodass die Augen zuletzt kaum noch offengehalten werden können.

Für die Betroffenen steht weniger die Verkrampfung als vor allem der Verlust an Sehfähigkeit, der sich aus dem nicht mehr steuerbaren Öffnen bzw. Offenhalten der Augen ergibt, im Vordergrund. So kann ein Blepharospasmus im fortgeschrittenen Stadium bis zur funktionellen Blindheit führen.

Ein Blepharospasmus tritt üblicherweise beidseitig auf, kann jedoch auf einer Seite ausgeprägter sein als auf der anderen. Schlechte Lichtbedingungen, Luftzug, Lesen und körperliche Aktivität können die Symptome verschlimmern, wohingegen geistige und körperliche Entspannung zur Besserung beitragen kann.

Folgen für die Lebensqualität

Ein Blepharospasmus kann bei vielen Alltagsaktivitäten zu großen Einschränkungen führen (z. B. Lesen, Autofahren, Fernsehen oder das Erledigen von Hausarbeiten). Häufig sind die Betroffenen auf eine Begleitperson angewiesen, wenn sie das Haus verlassen und u. a. ungefährdet am Straßenverkehr teilnehmen möchten. Durch die körperlichen Einschränkungen und dem Unverständnis, das vielen Betroffenen widerfährt, kommt es vermehrt zum sozialen Rückzug. Die Lebensqualität leidet stark unter den Folgen der Erkrankung und ihrer Stigmatisierung.

Ein Stigma (griechisch für „Wundmal“) ist ein hervorstechendes Merkmal, das eine Person augenscheinlich von anderen unterscheidet – und aufgrund dessen nicht gerechtfertigte Rückschlüsse auf deren Gesamtcharakter gezogen werden.

Als Stigmatisierung wird ein Prozess in der Gesellschaft bezeichnet, bei dem Personen aufgrund eines (in der Regel negativ behafteten) Merkmals ein bestimmter Status zugeschrieben wird. Stigmatisierung gipfelt nicht selten in sozialer Diskriminierung.

Häufigkeit

Blepharospasmus ist eine seltene Erkrankung (unter ca. 100.000 Einwohnern finden sich 10 Betroffene). Aufgrund dieser Tatsache wird die Dystonie auch nicht von jedem Arzt auf Anhieb diagnostiziert.

Vorwiegend tritt der Blepharospasmus bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte auf. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.

Ursachen und Auslöser von Blepharospasmus

Die genaue Ursache eines Blepharospasmus ist (noch) nicht bekannt (idiopathische Dystonie). Man weiß aber, dass es sich um eine Störung im Gehirn (genauer: im Bereich der Basalganglien) handelt, und dass vermutlich mehrere biochemische Stoffe als Auslöser beteiligt sind.

In seltenen Fällen hat der Lidkrampf eine bekannte Ursache. Mögliche Auslöser sind z. B. trockene Augen oder ein Fremdkörper im Auge. Aber auch eine Parkinsonerkrankung kann zu einem Blepharospasmus führen.

Obwohl geklärt ist, dass es sich um eine organische Erkrankung handelt, sind auch Abhängigkeiten von äußerlichen Einflüssen und der seelischen Befindlichkeit beschrieben. So berichten Betroffene regelmäßig, dass sie stärkere Beschwerden bei Stress und Ärger haben. Wenn sie sich hinlegen und ausruhen oder bestimmte Tätigkeiten ausüben (z. B. Bügeln oder auch ungewohnte Bewegungen wie Rückwärtsgehen), können diese Betroffenen sogar beschwerdearm bis beschwerdefrei sein. In den meisten Fällen sind die Beschwerden auch im Urlaub geringer.

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel durch den Neurologen. Dem Augenarzt fällt ein Blepharospasmus als Ursache der Symptome nicht immer auf, da Lidkrämpfe auch in anderen Zusammenhängen auftreten können (z. B. bei Entzündungen des äußeren Auges oder wenn Patienten mit hell leuchtenden Instrumenten untersucht werden).

Wenn Sie Anzeichen auf einen Blepharospasmus bei sich bemerken, lassen Sie den Befund von einem neurologischen Facharzt abklären. Ihr Augenarzt kann die Erkrankung ggf. nicht korrekt diagnostizieren.

Therapie von Blepharospasmus mit Botulinumtoxin

Ziele der Behandlung des Blepharospasmus sind:

  • Verbesserung der Sehfunktion
  • Reduktion von Stigma

Die Injektion von Botulinumtoxin ist bei einem Blepharospasmus die Therapie der Wahl. Alternative medikamentöse oder andere Behandlungen werden nur in Betracht gezogen, wenn der Behandlungserfolg bei einer Therapie mit Botulinumtoxin ausbleibt.

Die Injektion von Botulinumtoxin erfolgt in die Augenlider und/oder Partien außerhalb der Augenhöhle und ist in der Regel nicht schmerzhaft, weil sehr feine Nadeln verwendet werden.

Ein Großteil der behandelten Patienten profitiert von der Behandlung mit Botulinumtoxin. Da die muskelentspannende Wirkung des Wirkstoffs vorübergehend ist, muss die Behandlung in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Als häufigere Nebenwirkungen können nach der Injektion eine Lidptosis (hängendes Augenlid) und trockene Augen auftreten. Diese Nebenwirkungen sind vorübergehend.

Beim Umgang mit Stigmatisierung, als Folge der Erkrankung, können Selbsthilfegruppen einen entscheidenden Beitrag leisten. Eine Übersicht finden Sie in unserem Servicebereich.

Patientin mit Lidkrampf

Behandlung einer Patientin mit Lidkrampf durch Prof. Dr. Wolfgang Jost, Facharzt für Neurologie, Experte für Bewegungsstörungen und langjähriger Botulinumtoxin-Anwender.

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